KK 705: Auerbach & Keller – Unter allen Beeten ist Ruh

Miss Marple war gestern: Jetzt ermittelt Pippa Bolle in ihrem ersten Fall. Pippa Bolle hat die Nase voll von ihrer verrückten Berliner Familien-WG und bietet ihre Dienste als Haushüterin in der beschaulichen Kleingartenkolonie auf der Insel Schreberwerder an. Das Paradies für jeden Großstädter! Bienen summen, Vögel zwitschern, das Havelwasser plätschert. Doch die Ruhe trügt: Nachbarn streiten sich um Grundstücke, ein Unternehmer träumt vom großen Coup. Und dann gibt es auch schon die erste Tote … Carola Kruse meint: „Gute Urlaubslektüre mit vielen witzigen Anspielungen.“ (List Taschenbuch, 400 S., 8,99 Eur)

Krimiplausch 4: Franz Friedrich Altmann

Kristine und Stefan laden sich ja regelmäßig virtuell ins jeweils andere Studio ein, und diesmal gehen sie sogar einen Schritt weiter. Die Krimikisten-Frontfrau hat sich nämlich sogar literarisch und hundertprozentig freiwillig in die wilden und wüsten Regionen des oberösterreichischen Mühlviertels gewagt, dort wo ein furchterregend bis erstaunlicher Lokalpatriotismus für heimische Bierbrauereien herrscht und Sturzhelme beim Mopedfahren urbaner Mythos sind. Kristine und Stefan prüfen nämlich die beiden Turrini-Krimis von Franz Friedrich Altmann auf Herz und Nase, und haben herrlich Spaß dabei.

Turrinis Nase: Eigentlich ist Redakteurin bei den Mühlviertler Nachrichten nicht unbedingt der Traumberuf von Gudrun Wurm, kurz Gucki genannt, und die Wartezeit für den Karrieresprung nach Wien oder zumindest weg aus der Provinz ist auch nur durch die feuchtfröhlichen Tarockabende mit den Nachbarsbuben allesamt gestandene Mannsbilder halbwegs erträglich. Doch da bricht die brutale Wirklichkeit in die ländliche Idylle, als die Leiche des Jungbauern Harald Baum gefunden wird, der rund ein halbes Jahr zuvor unter mysteriösen Umständen verschwunden war. Ist das die erhoffte Chance für Gucki? Sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und stößt nicht nur auf eine weitere Leiche eines anderen Jungbauern, sondern gerät auch selbst ins Visier von Polizei und Mörder. Unkonventionell, radikal und urkomisch lässt Franz Friedrich Altmann ein ländliches Sittenbild erstehen und schafft mit Turrinis Nase nicht nur einen neuen Heimatroman, sondern auch einen Krimi, der in höchst unterhaltsame Sprach- und Denkwelten entführt

Turrinis Herz: Da soll doch tatsächlich gleich neben dem Heilbründl und der Kapelle Mariabrunn ein Bordell eröffnet werden. Kein Wunder, dass die Wogen im Mühlviertel hochgehen. Auch Gucki, respektive Frau Magistra Gudrun Wurm, ist diese Nachricht einen zugegebenermaßen recht reißerischen Artikel in den Mühlviertler Nachrichten wert. Doch als sie dann den zukünftigen Bordellbetreiber Sigi Schellhammer kennenlernt, trifft sie die Liebe wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel.

KK 471: Peter O. Knudsen – Der innere Kreis

Nachdem die Bande Polizei und Geheimdienst beinahe 20 Jahre an der Nase herum geführt hat, findet die Polizei im Kopenhagener Stadtteil Amager 1989 durch Zufall ein umfangreiches Waffenlager und begreift, dass in der Blekinge-Straße eine Terror-Organisation herangewachsen ist. In den 70er- und 80er-Jahren begeht diese Gruppe Linker in Dänemark aufsehenerregende Raubzüge.

Martin Gieseking bespricht „Der innere Kreis: Die Blekingegade-Bande“ von Peter O. Knudsen, aus dem Dänischen übersetzt von Ulrich Sonnenberg, erschienen als Hardcover im Februar 2010 beim Osburg-Verlag.