KK 632: Linus Reichlin – Er

Hannes Jensen hat es nicht leicht. Annick, seine blinde Geliebte, hatte, wie er herausfand, vom Beginn ihrer Beziehung an einen Anderen und ist mit diesem nach New York durchgebrannt. Einzig ihren Blindenhund ließ sie zurück, der nun – wie ein bewegliches Mahnmal des Verrats – nicht von Jensens Seite rücken will. Als Jensen samt Hund zur Beerdigung seiner Schwester nach Berlin fährt, lernt er in einem Blumenladen Lea kennen. Die so eigenwillige wie schöne Frau übt auf Jensen sofort eine enorme Anziehungskraft aus. Zugleich, darüber ist er sich schnell im Klaren, haftet ihr etwas Rätselhaft-Tragisches an. Lea ist keine gebürtige Berlinerin. Sie stammt von einer schottischen Insel, auf der die Zeit stillzustehen scheint. Seit Generationen lebt man dort von Schafzucht. Jeder kennt jeden und die Sitten sind so rau wie das Klima. Mit siebzehn war Lea von dort nach Berlin geflohen, weil ihr strengreligiöser Vater sie zwangsverheiraten wollte. Sie war damals schwanger, und die Bewohner der Insel wie ihre Familie verdächtigten den Falschen, ihr Liebhaber zu sein. Erst zwei Jahrzehnte später, als er die Diagnose einer unheilbaren Krankheit bekam, bat Leas Vater seine Tochter, ihn noch einmal aufzusuchen. Er konnte nicht ahnen, dass durch ihren Besuch alles wieder auf brechen und eine verhängnisvolle Kettenreaktion ausgelöst werden würde, an deren Ende der grausame Tod eines Menschen steht. Als Jensen Lea kennenlernt, liegt dies bereits hinter ihr. Obwohl sich beide ineinander verlieben, findet Jensen ständig Indizien dafür, dass in Leas Leben noch ein zweiter Mann eine Rolle spielt; er zweifelt an allem und verstrickt sich in seine Eifersucht, bis diese Lea und ihm fast zum Verhängnis wird. Carola Kruse stellt „Er“ von Linus Reichlin vor, erschienen bei Galiani im Februar 2011 (18,95 Euro, 274 Seiten). Hier klicken, um die Besprechung anzuhören:

KK 555: Dan Brown – Diabolus (Audio)

Die kryptographische Abteilung des US-Geheimdienstes NSA verfügt über einen geheimen Super-Computer, der in der Lage ist, innerhalb kürzester Zeit jeden Code (und somit jede verschlüsselte Botschaft) zu knacken. Der Rechner kommt zum Einsatz, wenn Terroristen, Drogenhändler und andere Kriminelle ihre Pläne mittels codierter Texte verschleiern und die Sicherheit der USA auf dem Spiel steht. In der Vergangenheit konnten die Kryptographen täglich hunderte von Codes knacken – bis zu dem Tage, als Diabolus zum Einsatz kommt: Ein mysteriöses Programm, das den Super-Rechner offenbar überfordert. Der Entwickler des Programms droht, Diabolus der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Würde dieses Programm zum Verschlüsselungs-Standard werden, wäre der erfolgreichen Verbrechensbekämpfung der NSA über Nacht die Basis entzogen. Die Mitarbeiter des Geheimdienstes setzen alle Hebel in Bewegung, das drohende Desaster zu verhindern… Christian Heinrich hat „Diabolus“ von Dan Brown gehört, gelesen von Detlef Bierstedt und als Hörbuch-Download bei Audible erhältlich.

Krimiplausch 3: Bernhard Aichner/Heinrich Steinfest

Die dritte Zusammenkunft von Krimikisten-Frontfrau Kristine und Bücher(p)lauscher Stefan bringt die beiden erneut nach Österreich. Bei skurrilen Störungen im heimatlichen Dorffrieden und einarmigen Wiener Detektiven samt übernatürlichen Salzkrebsen könnten die Themen nicht unterschiedlicher sein, einzig und allein eine minimale Titelverwandtschaft und die umgangssprachlichen “schönen Leichen” zeigen sich als Gemeinsamkeiten:

Bernhard Aichner – Die Schöne und der Tod: Bernhard Aichners Krimi-Debüt – eine abgründige, schräge und spannende Story rund um einen Totengräber, einen Fußballstar im Ruhestand und eine verschwundene Leiche: Dass Emma, seine erste große Liebe, plötzlich wieder in sein Leben platzt, und dass er ihre Schwester Marga, die sich vom Hausdach gestürzt hat, auf dem Dorffriedhof begraben muss – das würde der Totengräber Max Broll noch hinnehmen. Aber dass jemand Margas Leiche aus dem noch frischen Grab entführt, das geht entschieden zu weit. Als Max Broll die Sache, gegen den Willen der Polizei, selbst in die Hand nimmt, beginnt für ihn ein Wettlauf um Leben und Tod.

Heinrich Steinfest – Batmans Schönheit: Der Privatdetektiv Markus Cheng hat glücklich privatisiert. Er lebt jetzt zufrieden mit Frau und Stieftochter. Doch als er dem Wunsch der kleinen Lena nach einem Haustier nachgibt – man einigt sich auf Krebse -, fangen die Probleme an. Denn mit dem Zucht-Set Urzeitkrebse ist es nicht getan. Bald zucken zwar Larven durchs Wasser, und irgendwann gibt es auch kleine Krebstiere. Doch nach ein paar Wochen sind alle tot – bis auf einen, den Cheng Batman tauft. Die faszinierende Langlebigkeit Batmans basiert auf einem Verbrechen. Als Cheng das erkennt, ist es schon fast zu spät.

Anzuhören gibt’s das Ganze hier:

KK 521: Peter James – Und morgen bist du tot

Die junge Caitlin ist fünfzehn Jahre alt und wird sterben, wenn sie nicht schnellstens die lebensnotwendige neue Spenderniere erhält. Caitlins Mutter würde jeden Preis für das Leben ihrer Tochter zahlen, deshalb kontaktiert sie auch im Internet eine Firma, die für sie ein Spenderorgan finden kann. Auf dem Schwarzmarkt zu einem exorbitanten Preis. Nach einigen Tagen ruft die Firma an: Sie haben ein passendes Organ gefunden. Zur gleichen Zeit sucht Detective Superintendent Roy Grace den Mörder zweier Teenager, deren Leichen in Brighton an Land gespült wurden. Als Roy Grace die Zusammenhänge begreift, heißt es, rasch zu handeln: Er muss eine verzweifelte Mutter aufhalten, die alles für ihr Kind tun würde, und er muss ein verängstigtes Straßenkind finden, dem alles genommen werden soll. >>>> Simone Schultze stellt vor: „Und morgen bist du tot“ von Peter James, im August 2010 als gebundenes Buch bei Scherz (18,95 EUR, 528 Seiten). Hier klicken, um die Besprechung anzuhören:

KK 508: Ingrid Noll – Ehrenwort

Ein halsbrecherischer Sturz bringt den fast 90-jährigen Willy Knobel ins Krankenhaus. Die Prognosen stehen schlecht, die Ärzte rechnen mit ein paar wenigen Wochen. Trotz der lauten Proteste seines Sohnes Harald setzt dessen Frau Petra es durch, dass der Alte bei ihnen zu Hause gepflegt wird. Lange würde es ja nicht mehr dauern. Dass Max mit seiner Vanille-Pudding-Kur es schaffen würde, den Großvater wieder auf Vordermann zu bringen, hätte keiner gedacht. Je besser sich der Umsorgte fühlt, desto mehr beginnt das Leben von Harald und Petra aus den Fugen zu geraten. Während sich die beiden den Kopf darüber zerbrechen, wie sie den Störenfried ohne Aufsehen loswerden, bandelt Max mit der Pflegerin Jenny an. Doch die hat ein dunkles Geheimnis.>>>> Kristine Greßhöner bespricht „Ehrenwort“ von Ingrid Noll, erschienen Ende August 2010 bei Diogenes (336 Seiten, 21,90 EUR).

KK 507: Ann Granger – Stadt, Land, Mord

Der eingefleischte Stadtmensch Lucas Burton vermag dem idyllischen Landleben rein gar nichts abzugewinnen. Und er soll auf makabre Weise Recht behalten. Normalerweise würden ihn keine zehn Pferde zu dem verlassenen Gutshof mitten im Nichts bringen, würde dort nicht ein lukratives Geschäft locken. Doch kaum angekommen, stolpert er über die Leiche eines jungen Mädchens. Als er fluchtartig den Tatort verlässt, macht er sich verdächtig. Kein Wunder, dass er bald unerwünschten Besuch bekommt: Inspector Jessica Campbell hat den Mordfall übernommen. Es gibt nur wenig verwertbare Spuren für sie, und ihr neuer Chef, Alan Markbys Nachfolger, sitzt ihr ständig im Nacken. Der Druck ist groß. Und er wird noch größer, als man eine zweite Leiche entdeckt… >>>> Miriam Voßmann stellt vor: „Stadt, Land, Mord. Ein Fall für Jessica Campbell“ von Ann Granger, erschienen im Juni 2010 bei Lübbe (400 Seiten, 8,99 EUR).